Handschellen aus den USA vor 1950


Die Vereinigten Staaten von Amerika - das Land der unbegrenzten Handschellen! Einige hundert Patente für Handcuffs sind dort registriert. Es lohnt sich für den Handschellen-Freund und -Sammler besonders nach wirklich alten US-Handschellen (vor 2. Weltkrieg) Ausschau zu halten, denn zu dieser Zeit wurden dort einige sehr schöne, extravagante und hervorragend verarbeitete Modelle hergestellt.
Wenn sich beim kleinen Bild ein "+" in der rechten oberen Ecke befindet, bedeutet dies, dass das große Bild (Klick auf das kleine) nicht lediglich eine Vergrößerung darstellt, sondern zusätzliche Informationen enthält. Beispielsweise können dies dann ein oder mehr ähnliche Modelle sein - für die zusätzlichen Exemplare gelten dann Klammerangaben bei "Wert" und/oder "Gewicht" für diese (von oben nach unten und links nach rechts).

 

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Marke / Modell: ?
Hersteller: Adams
Land: USA
Gewicht: 400 g
Wert: EUR 260,- bis 320,-
Hier haben wir eine Fessel von historischer Bedeutung. Es handelt sich nämlich um die ersten Handchellen mit mehreren Schließpositionen, die jemals patentiert wurden. Vielleicht sind es sogar die weltersten Handschellen mit mehreren Schließpositionen und einem "normalen" Schloss (also keine Darby mit Schraubschloss). Jeder Bügel dieser nicht arretierbaren Fessel verfügt über 15 Mulden und somit über ebenso viele Schließpositionen. Das Patent wurde am 17. Juni 1862 vergeben, mitten im Amerikanischen Bürgerkrieg. Mein Exemplar ist an einem Bügel mit "Patent applied for" (Patent beantragt) beschriftet, was bedeutet, dass es vor Patentierung produziert worden sein müsste. Eine ältere Version dieser Fessel hat anstelle der charakteristischen drei großen Verbindungsringe drei gedrehte Kettenglieder. 

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Marke / Modell: Patrolman
Hersteller: Bean
Land: USA
Gewicht: 400 g
Wert: EUR 150,- bis 180,-
Die meisten Bean Handschellen wurden tatsächlich von Iver Johnson, einem amerikanischen Waffenhersteller, produziert. Frühe Modelle verwenden einen Hohlschlüssel mit Führungsstab im Schloss. "Bean Patrolman" benötigen allerdings einen Vollschlüssel. Das Besondere an Bean Handschellen ("Patrolman ", "Prison", "Detective", "Cobb" und "Giant") ist der Knopf zur Schloss-Aktivierung. Man macht die Fesseln schließbereit, indem man einen kleinen Riegel ein der Seite (schräg unterhalb des Schlüssellochs) drückt, bevor oder nachdem man die Schellen geschlossen hat. Drückt man diesen Knopf nicht, fahren die zwei Zahnreihen (Schlossfallen) nicht aus, und der Bügel kann immer wieder aus dem Schlossgehäuse gezogen werden. Man kann die Handschellen nicht arretieren, allerdings haben sie eben auch keine durchschwingenden Bügel, so dass die vierte Position einer Arretierung gleichkommt. Dieses Patrolman-Exemplar ist nicht nickel- oder chrom-beschichtet, es trägt keine Beschriftungen und sein Schlüssel ist lediglich nachgemacht.

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Marke / Modell: Prison
Hersteller: Bean
Land: USA
Gewicht: 440 g
Wert: EUR 160,- bis 190,-
Die "Prison" ist eine schwerere Variante der zuvor gezeigten "Patrolman" und nur schwer von dieser zu unterscheiden ist. Sie ist etwas dicker, länger  und schwerer - alte Original-Anzeigen geben als Gewicht für eine "Patrolman"  (="Streifenpolizist") 14 Unzen (397 g) und für eine "Prison" (="Gefängnis") 17 Unzen (482 g - wahrscheinlich mit Nickel-Beschichtung) an. Die Fessel ist am Bügelgelenk mit "Pat'd Nov 28, '82 Nov 18 '84" und einem "T", über dessen Bedeutung leider nichts bekannt ist, beschriftet. Der Schlüssel ist nachgemacht, jedoch einem Original anchempfunden.

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Marke / Modell: Detective
Hersteller: Bean
Land: USA
Gewicht: 390 g
Wert: EUR 160,- bis 200,-
Sammlerkollege Lars Holst aus Schweden löste ein kleines Rätsel für mich. Lange Zeit dachte ich, es gäbe nur "Patrolman" und "Prison" Modelle von Bean und wunderte mich über dieses Exemplar, dass sich von zuvor gezeigter "Patrolman" unterscheidet. Lars teilte mir mit, dass es auch noch eine "Detective" Version dieser Fesseln gibt, welche wohl am seltensten anzutreffen ist. Die "Detective" sind ein wenig leichter als die "Patrolman" und haben einen schmäleren Verbindungsring sowie kleinere Befestigungen der Drehringe an den Schellen. Von der Funktion sind sie jedoch identisch. Die nickel- oder chrom-beschichtete Fessel ist mit dem Patentdatum "Pat'd Nov. 28, '82" beschriftet.

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Marke / Modell: Cobb
Hersteller: Bean
Land: USA
Gewicht: 350 g
Wert: EUR 140,- bis 170,-
Diese Fesseln heißen "Cobb", da Sie von einem gewissen Herrn Lyman N. Cobb erfunden wurden. Das Patent für die Fessel stammt vom 2. Mai 1899. Dieses Datum ist auch ins Schloss eingestanzt. Die Schellen haben ein Schloss, welches man mit einem  Schraubenzieher zwecks Austausch oder Reparatur entfernen kann, sofern sie nicht abgesperrt sind. Man aktiviert den Sperr-Mechanismus (siehe auch "Bean Patrolman" oben), indem man den kleinen Knopf unterhalb des Schlüssellochs drückt. Auf dem großen Bild, sieht man noch eine weitere Version der "Cobb" Fesseln. Diese ist nicht beschichtet und unterscheidet sich auch noch in einigen weiteren kleinen Details (z.B. Form und Länge der Bügel) von meinem anderen Exemplar. Auch sind sie nicht mit dem Patentdatum versehen, was bedeuten kann, dass sie evtl. sogar noch vor der Patentierung hergestellt wurden oder aber vielleicht auch aus der Zeit stammen, als die Produktion gerade von der Firma "H&R" übernommen wurde. Der rechte Schlüssel sieht übrigens deshalb ein wenig seltsam aus, da er abgebrochen ist. Dennoch kann man mit ihm die Schlösser aufsperren, indem man den Schlüssel jeweils von beiden Seiten ins Schloss einführt (das Schlüsselloch ist durchgängig) und dreht.

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Marke / Modell: Giant
Hersteller: Bean
Land: USA
Gewicht: 330 g
Wert: EUR 800,- bis 1.000,-
Die Bean Giant Handschelle erlangte ihre Berühmtheit insbesondere durch ihre Verbindung mit Harry Houdini. Der weltbekannte Entfesslungskünstler war als einer der wenigen in der Lage, sich zu selbst zu befreien, nachdem ihm mit einer Bean Giant die Hände auf den Rücken gefesselt wurden. Houdini bot jedem 50 Dollar (das war damals recht viel Geld), dem dies ebenfalls gelingen sollte. Eine Anekdote besagt darüber hinaus, dass Edward Bean, der Erfinder dieser Handschelle, demjenigen 500 Dollar zusicherte, der sich aus einer Bean Giant befreien könne - mit oder ohne Schlüssel. Voraussetzung war natürlich, dass Herr Bean die Fessel selbst anlegte (Hände hinter dem Rücken, Schlüsselloch nach innen zum Körper hin). Angeblich nahm Houdini die Herausforderung an und war anschließend um 500 Dollar reicher. Die Bean Giant wurde am 01.11.1887 patentiert. Die starre Fessel verfügt über zwei Knöpfe an der Ober- und Unterseite. Solange diese nicht gedrückt wurden, befinden sich die Bügel im neutralen Zustand und können frei ins Schloss ein- und wieder ausgeführt werden, ohne dass sie einrasten. Ein Feature, das man auch von allen anderen Bean Handschellen (siehe oben) kennt. Der Schlüssel sollte immer gegen den Uhrzeigersinn gedreht werden. Er öffnet die Schellen zwar auch durch Drehung im Uhrzeigersinn, aber dabei wird das Material mehr beansprucht, was der Lebensdauer abträglich ist. Übrigens könnte der Name suggerieren, dass die Fessel besonders groß sei ("Giant" = "Riese") - tatsächlich misst ihre Breite jedoch gerade mal 15,5 cm. Heutzutage ist die Bean Giant eine der selteneren und gefragteren alten Handschellen aus USA. Dennoch halte ich die Preise, welche für sie gezahlt werden, für übertrieben, da diese Fessel durchaus in größere Stückzahl und längerem Zeitraum produziert wurde. Aber alles, was irgendwie mit Houdini zu tun hat, ist eben gleich viel mehr wert.

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Marke / Modell: Bottleneck
Hersteller: Caveney
Land: USA 
Gewicht: 430 g 
Wert: EUR 360,- bis 420,-
Caveney Bottlenecks (=Flaschenhals) aus dem Jahr 1910 sehen den klassischen Marlin Bottlenecks (siehe weiter unten) zum Verwechseln ähnlich. Allerdings haben sie im Gegensatz zu diesen nur eine Zahnreihe und die ist an der Unterseite des Bügels und nicht an den Seiten. Der Schließmechanismus ist ebenfalls komplett anders. Der runde Schlüssel verfügt über ein Innengewinde, welches man auf einen Bolzen im Schloss dreht. Im Gegensatz zu einer Darby wird somit aber kein Federmechanismus zurückgespannt. Stattdessen kann man mit dem komplett aufgeschraubten Schlüssel den Schlossbolzen drehen, wobei dieser dann alternierend die Zustände "offen", "normale Sperrfunktion" und "Arretierung" auslöst. Um das Schlüsselloch herum sind die Fesseln beschriftet mit "Caveney Invention Co.", "Pat's Pending" (Patent in Schwebe), "Oakland Cal." (Kalifornien), "Pat. Feb. 8, 10".

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Marke / Modell: ?
Hersteller: Cumming
Land: USA 
Gewicht: 450 g 
Wert: EUR 280,- bis 300,-
Cumming Handschellen haben ein paar Ähnlichkeiten zu Bean Cobb (siehe weiter oben): zum einen das einzelne Kettenglied, welches durch je einen Drehring mit den Schellen verbunden ist und zum anderen auch die Möglichkeit, die Fesseln in einer neutralen Position, bei der die Bügel nicht von den Schlossfallen gegriffen werden, zu halten, bis ein Knopf gedrückt wird. Dieser Knopf befindet sich bei den Cummings an der Unterseite der Bügel. Einer weitere Gemeinsamkeit zu den Bean Cobb ist, dass beide Fesseln 1899 patentiert wurden, die Cummings ironischerweise genau am 4. Juli, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag. Die "Auswüchse" an den Bügeln dienen übrigens dafür, dass man die Handschellen leichter mit nur einer Hand bedienen kann. Die Fessel ist mit ihrem Patentdatum "Pat. July 4-99" an den kleineren Bügeln markiert.

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Marke / Modell: ?
Hersteller: Havard Lock Company
Land: USA
Gewicht: 390 g
Wert: 80,- bis 120,-
Handschellen der New Yorker Harvard Lock Company sind seltener als die endsprechenden Fußschellen (siehe "Fußeisen"). Wie diese wurden sie hauptsächlich während des 2. Weltkrieges im größerer Menge (und geschwärzt) für die US Armee bzw. Marine hergestellt. Dieses Exemplar dürfte jedoch ein wenig älter sein. Es unterscheidet sich von den Neueren (siehe unten) dadurch, dass es aus vier anstatt nur drei zusammengenieteten Metallplatten besteht und über vier statt nur zwei Schlossfallen verfügt (sie auch großes Bild). Man arretiert die Handschellen, indem man den Schlüssel 90 Grad gegen die Öffnungs-Richtung dreht. Sie sind mit "Harvard Lock Company, New York " beschriftet.

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Marke / Modell: ?
Hersteller: Harvard Lock Company
Land: USA
Gewicht: 370 g (390 g)
Wert: EUR 60,- bis 80,- (80,- bis 120,-)
Hier haben wir nun ein paar Havard Handschellen, die höchstwahrscheinlich während des 2. Weltkrieges und für die US Armee hergestellt wurden. Auf dem großen Bild sieht man noch eine seltenere verchromte Versionen dieser Fesseln mit extrem spiegelnder Oberfläche. Beide Exemplare sind mit "Harvard Lock Company, New York " beschriftet und sind funktionsgleich zum zuvor gezeigten älteren Exemplar.

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Marke / Modell: Super 123 (kurz)
Hersteller: Harrington & Richardson
Land: USA
Gewicht: 390 g (380 g)
Wert: EUR 120,- bis 160,-
Diese ungewöhnlichen und seltenen Handschellen der "H. & R. Arms Company, Worcester, Massachusetts" aus den 1930er Jahren (das Patent stammt vom 10.09.1932) gehörten zur Standard-Ausstattung amerikanischer FBI-Beamter. Sie sind hervorragend verarbeitet und nicht zuletzt durch den ungewöhnlichen Verschlussmechanismus nur schwer knackbar. Das Schlüsselloch befindet sich nämlich unter den beiden Verbindungs-D-Ringen. Im auseinander gezogenen Zustand wird das Schlüsselloch vom Bolzen des D-Rings zugedeckt, also kann man die Schellen nur aufsperren, wenn der D-Ring im 90 Grad Winkel zur Schelle steht. Die Arretierung erfolgt durch Drehen des Schlüssels entgegen der Aufsperr-Richtung bis zum Anschlag. Auf dem großen Bild sieht man unten noch ein weiteres Exemplar. Dieses ist etwas neuer und hat Führungsrillen im Bügel. Beide Exemplare sind mit "H&R Arms Company", "Worcester, Mass. U.S.A.", "Pat. 1,984,677"  sowie "Made in U.S.A." beschriftet. Vorsicht, es gibt auch noch ein modernes Chinesisches Handschellen-Modell (siehe "Rest der Welt"), das den "H&R Super Handcuffs" nachempfunden wurde und ihnen deshalb auch sehr ähnlich sieht. Allerdings sind diese gänzlich unbeschriftet und unterscheiden sich obendrein vor allem durch ein "Zahn-Rad" zum Greifen der Bügelzähne statt einer Schlossfalle mit Zahnreihen. Obendrein befindet sich beim Imitat ein zusätzlicher kreisrunden Ring zwischen den beiden Schellen. Außerdem ist der Schlüssel der Chinesischen Handschellen mit seiner dreieckigen Öffnung (Röhre) versehen.

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Marke / Modell: Super 123 (lang)
Hersteller: Harrington & Richardson
Land: USA
Gewicht: 400 g
Wert: EUR 140,- bis 180,-
Bis auf die zwei zusätzlichen Kettenglieder unterscheidet sich diese längere H&R Super 123 Variante nicht von Version 2 der zuvor gezeigten "normalen" Version. Bisher habe ich übrigens noch keine verlängerte Version 1 (also ohne Führungsrillen im Bügel) gesehen, so dass ich annehme, dass die Lang-Varianten erst später hergestellt wurden. 

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Marke / Modell: Improved Bean Cobb
Hersteller: Harrington & Richardson
Land: USA
Gewicht: 380 g
Wert: EUR 160,- bis 200,-
"H&R" übernahm 1942 die Produktion von Bean Cobb Handschellen (siehe auch weiter oben) und Fußeisen. Anfangs waren die Handfesseln noch identisch, später wurden jedoch - vermutlich aus Kostengründen - die beiden Drehringe und das einzelne Verbindungsglied durch zwei dicke Kettenglieder ersetzt, wodurch man die Schellen jetzt nicht mehr frei gegeneinander drehen kann. Dieses mit "H&R Arms Co.", "Worcester, Mass." Und "Made in U.S.A." beschriftete Modell ist zwar somit simpler und obendrein auch neuer als klassische Bean Cobb, jedoch dennoch etwas wertvoller, da nicht mehr so viele Stücke produziert wurden.

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Marke / Modell: "Bottleneck"
Hersteller: Marlin Firearms
Land: USA
Gewicht: 500 g
Wert: EUR 350,- bis 400,-
Marlin-Bottleneck wurden von Rob H. Daley am 02.12.1879 patentiert. Gegen 1910 erlebten sie noch einmal eine Renaissance, da George Caveney ein ähnliches Modell (allerdings mit einem anderen Schließmechanismus), auf den Markt brachte. Mein Exemplar stammt aus dieser zweiten Marlin-Periode. Die Bottlenecks aus dieser Zeit unterscheiden sich von den älteren zum einen dadurch, dass sie etwas schlanker sind und zum anderen dadurch, dass die Schellen mit einem Drehring anstatt drei flachen Ringen (wie z.B. auch bei den alten "Mattatuck" oder "Tower" - siehe weiter unten) verbunden sind. Das Wort "Bottleneck" heißt übrigens "Flaschenhals" und wurde den Fesseln aufgrund der spezifischen Form ihres Schlosskörpers verliehen. Der Schließmechanismus ist übrigens sehr ausgefeilt und sicher. Zwar kann man die Schellen nicht arretieren, dafür verfügen die Bügel über zwei Zahnreihen (vorne und hinten). Der Schlüssel selbst wird erst halb ins Schloss gesteckt, dann muss man ihn um 45 Grad drehen, bevor man ihn vollständig einführen kann. Eine weitere Drehung um 45 Grad endriegelt dann die beiden Zahnreihen und öffnet die Schellen. Am breiten Ende des Flaschenhalses sind die Schellen mit "Marlin Firearms Co." und "New Haven CT. U.S.A." beschriftet.

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Marke / Modell: The Maltby
Hersteller: Mattatuck
Land: USA 
Gewicht: 520 g 
Wert: EUR 400,- bis 450,-
Die erste Handschelle, welche die Firma Mattatuck aus Connecticut ab 1902 auf den Markt brachte, wurde nach ihrem Erfinder Luis F. Maltby einfach "The Maltby" genannt. Diese am 12. November 1901 sowie 13. Oktober 1904 patentierte Fessel hat es wirklich in sich, denn sie verfügt über einen Schließmechanismus, der es schon fast mit einem Schweizer Uhrwerk aufnehmen kann. In der Grundstellung rastet der Bügel nicht ein, sondern kann frei in beide Richtungen bewegt werden, wobei eine Feder dafür sorgt, dass er automatisch in Richtung "zu" gezogen wird. Wie bei allen Mattatuck Handschellen ("Maltby", "Mattatuck", und "Judd"), kann man die Maltby "scharf machen", indem man den Bügel einmal ganz nach hinten spannt. Jetzt wechselt der Schließmechanismus von "neutral" auf "einrastend" und der Bügel verharrt in weit geöffneter Position. Gleichzeitig wird ein Hebel an der Innenseite des Schlosskastens ausgefahren - und das ist der Clou, der diese Handschellen meines Wissens nach wirklich einzigartig macht. Legt man nun nämlich die Maltby so an das Handgelenk, dass Druck auf diesen Hebel ausgeübt wird, schnappt der Bügel automatisch zu und rastet auch gleich ein. Natürlich kann man ihn dann bei Bedarf auch noch enger stellen. Es empfiehlt sich beim Kauf dieser sehr interessanten Fessel darauf zu achten, dass dieser so genannte "Trigger Mechanismus" noch bei beiden Schellen funktioniert, da dies einen beachtlichen Teil zum Wert der Maltby beiträgt. Wenn man den Schlüssel einführt und in Richtung Bügelgelenk dreht, löst man die Arretierung aus. Übrigens gibt es neben meiner Version für flache Schlüssel (der abgebildete ist übrigens kein Original) auch noch eine, für die ein bartloser runder Schlüssel (ähnlich einer Hiatt 1960 - siehe "GB nach 1960") benötigt wird. Obendrein gibt es von diesen beiden Versionen dann auch noch je eine leichte und eine schwere Variante, meine ist übrigens die schwere. Und angeblich soll es auch Versionen ohne Arretierung geben. Jede Schelle ist auf einer Seite mit "The Maltby" und auf der anderen mit "Manufactured by the Mattatuck M'F'G. Co. Waterbury Conn. U.S.A." beschriftet.

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Marke / Modell: Mattatuck
Hersteller: Mattatuck
Land: USA
Gewicht: 470 g
Wert: EUR 150,- bis 180,-
Hierbei handelt es sich um US Handschellen aus den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts. Sie sind mit "Manufactured by the Mattatuck M'F'G. Co. Waterbury Conn. U.S.A." beschriftet. Der Schließmechanismus ist nicht unkompliziert, da er drei Positionen hat: nicht einrastbar (neutral), einfache Verriegelung (Single Lock) und arretiert (Double Lock). Ich habe schon ein bisschen rumtüfteln müssen, um die Handhabung zu verstehen. Sie funktionieren folgendermaßen: wenn man den Bügel beim Öffnen ganz durchzieht wird der Single Lock Modus aktiviert. Führt man nun den Schlüssel so ein, dass der Bart in das nach innen (zur Kette) weisende Loch gesteckt wird und dreht ihn um 180 Grad gegen den Uhrzeigersinn, dann sind die Schellen arretiert. Dreht man ihn um weitere 180 Grad in diese Richtung, fährt die Einrasterung ganz ein - die Schellen sind nun offen und im neutralen Modus, bis man wieder den ersten Schritt ("durchladen") ausführt ersten. Wenn man die Schellen von Single Lock direkt in der den geöffneten und neutralen Modus bringen möchte, muss man den Schlüssel ebenfalls in das nach innen (zur Kette) weisende Loch einführen und um ganze 360 Grad gegen den Uhrzeigersinn drehen. Niemals sollte man den Schlüssel im Uhrzeigersinn drehen, denn das kann, das dazu führen, dass der komplizierte Mechanismus nicht mehr synchron läuft und nur durch längeres, Rumprobieren wieder zu justieren ist.

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Marke / Modell: "Patent 1912" Version 1
Hersteller: Peerless + Smith & Wesson
Land: USA
Gewicht: 340 g
Wert: EUR 100,- bis 140,-
Mit dieser Erfindung hat Peerless das Erscheinungsbild der Handschellen bis zum heutigen Tag entscheidend geprägt - durchschwingende Bügel. Das Patent stammt vom 20.02.1912. Anfänglich übernahm "Smith & Wesson" die Produktion, da Peerless über keine eigene Fertigungsstätte verfügte. Daher ist mein verchromtes Exemplar neben "The Peerless Handcuff Co. Springfield Mass." auch noch mit "Mfgd. by Smith & Wesson" beschriftet. Darüber hinaus sind sie mit "Pat. Feb. 20, 1912" versehen. Die Handschellen verfügen bereits über einen Arretiermechanismus, welcher durch Drehen des Schlüssels über den Aufsperrpunkt hinweg aktiviert wird.

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Marke / Modell: "Patent 1912" Version 2
Hersteller: Peerless + Smith & Wesson
Land: USA
Gewicht: 280 g
Wert: EUR 90,- bis 120,-
Irgendwann zwischen 1912 und 1915 hat Peerless die Form dieser ersten Handschellen mit Durchschlag abgeändert. Die Schlosskästen wurden auch an der Stelle, an welcher der bewegliche Bügel aufs Schloss trifft, kantiger und die Bügel selbst wurden etwas breiter und bekamen Führungsrillen. Außerdem besteht diese Fessel nicht aus zwei baugleichen, sondern aus gespiegelten Schellen. Diese Form wurde dann die nächsten 20 bis 30 Jahre nahezu unverändert beibehalten. Sie sind ebenfalls mit "The Peerless Handcuff Co. Springfield Mass.",  "Mfgd. by Smith & Wesson", "Pat. Feb. 20, 1912" sowie erstmalig mit dem Peerless-Trademark versehen und verfügen über einen identischen Arretiermechanismus wie zuvor gezeigte Version.

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Marke / Modell: "Patent 1915" 
Hersteller: Peerless
Land: USA
Gewicht: 340 g 
Wert: EUR 80,- bis 100,-
Die ist eine Weiterentwicklung der zuvor gezeigten "Peerless 1912". Sie unterscheidet sich von diesen lediglich durch die zwei kleinen Kettenglieder anstelle des einzelnen langen Verbindungsstücks. Ansonsten sind Optik und Arretierung identisch. Allerdings tragen diese Fesseln bereits keinen Hinweis mehr auf "Smith & Wesson", obwohl sie wahrscheinlich noch immer von dieser Firma produziert wurden. Stattdessen sind sie lediglich mit "The Peerless Handcuff Co. Springfield Mass." beschriftet. Darüber hinaus sind sie mit dem Peerless-Trademark, einer Seriennummer (auf beiden Schellen) sowie den Patenthinweisen "Pat. Feb. 20, 1912" und "Nov. 23, 1915"beschriftet. In mein Exemplar ist außerdem von einem Vorbesitzer noch dessen Name "Alwin H. Wright" in Schönstschrift graviert worden. Ich habe ein bisschen Recherche im Internet betrieben und herausgefunden, dass ein Alvin H. Wright Mitglied der "U.S. Coast Guard" (Küstenwache) war. Ganz genau war er Aufseher (Keeper) der Station Chatham, Massachusetts von 1931 bis 1936 und der Station Orleans, Massachusetts von 1938 bis zum Beginn des 2. Weltkrieges. Am 10. Dezember 1938 leitete Chief Boatswain Mate (Hauptbootsmann Offizier) Alvin H. Wright die Rettung der Besatzung des havarierten Bostoner Fischdampfers "Andover", welcher im dichten Nebel in Chatham gestrandet war. Da zeitlich und von der Funktion her alles sehr gut passen würde, nehme ich wirklich an dass dieser Offizier und der frühere Besitzer meiner Peerless-Handschellen dieselbe Person sind.

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Marke / Modell: "Patent 1926"
Hersteller: Peerless
Land: USA 
Gewicht: 340 g 
Wert: EUR 70,- bis 90,-
Modell 1926, was übrigens wie auch bei Model 1912 und 1915 keine offizielle Bezeichnung ist, sondern lediglich ein Hinweis auf das jeweilige Patent, unterscheidet sich auf den ersten und zweiten Blick nicht von seinem Vorgänger. Von Vorne sehen beide Modelle identisch aus. Der Unterschied steckt vielmehr seitlich bzw. innen (im Schließmechanismus). Bei "Modell 1926" bereits der klassische Peerless "Double Lock", der bis dato zig Dutzend mal kopiert wurde, hinzugekommen - sprich die Möglichkeit der Arretierung durch einen kleinen Stift ein der Unterseite jeder Schelle, den man mit dem Schlüsselbart hinein drücken kann. Die Handschellen sind wie gewohnt mit "The Peerless Handcuff Co. Springfield Mass." beschriftet. Darüber hinaus sind sie noch mit dem Peerless-Trademark, einer Seriennummer (diesmal nur auf einer Schelle) sowie "Made in U.S.A." markiert. Die Patendaten sind nun Patentnummern gewichen. Diese lauten: "1157135-11611562-1531451". Vor den Patentnummern steht noch "Pat-.Pat. Pending", wobei Letzteres wohl für das schwebende Patent von 1926 steht. Dies bedeutet auch, dass mein Exemplar wahrscheinlich um dieses letzte Patentjahr hergestellt worden sein müsste.

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Marke / Modell: "1531451-1872857"
Hersteller: Peerless
Land: USA
Gewicht 350 g (320 g)
Wert: EUR 50,- bis 70,-
Ende der 30er/Anfang der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde das Peerless Standard-Modell leichter und schmaler. Mit "Patent 1531451-1872857" entstand im großen und ganzen der Look, der auch in jüngerer Zeit noch bei Modell 300, 400, 500 oder 700 verwendet wurde bzw. wird. Bis in die 1960er trugen die Handschellen das Peerless-Symbol, welches an ein dreifaches Yin-Yang-Zeichen erinnert. Außerdem wurde bei den älteren Modellen "Massachusetts" noch mit "Mass." anstatt "MA." abgekürzt. Auch hier sind die Handschellen mit "The Peerless Handcuff Co. Springfield Mass.", einer Seriennummer, "Patent "1531451-1872857" und "Made in U.S.A." beschriftet. Zusätzlich ist in jede Schelle meines Exemplars noch "FMA" (Armee?) eingestanzt. Übrigens wurde dieses am 21.04.1944 hergestellt. An dieser Stelle möchte ich mich bei Peerless, die mir dieses Datum aufgrund von Modell und Seriennummer aus ihren Akten nennen konnten, für die freundliche Unterstützung bedanken!

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Marke / Modell: ?
Hersteller: Providence Tool Company
Land: USA
Gewicht: 420 g
Wert: EUR 120,- bis 160,-
Ihre Blütezeit erlebte die "Providence Tool Company" aus dem US-Bundesstaat Rhode Island während des amerikanischen Bürgerkrieges (1860 bis 1865). Zu dieser Zeit produzierte die Firma hauptsächlich Gewehre und andere Schusswaffen, aber eben auch viele Handschellen und Fußeisen. Die Fesseln wurden im altenglischen Darby-Design gefertigt. Außer "Providence" ist mir kein weiterer US-Hersteller bekannt, der ebenfalls Darbies produziert hätte. "Providence" Darbies unterscheiden sich von denen englischer oder auch von anderer weltweiter Hersteller vor allem durch den gewölbten ("Drops-förmigen"  ) Zylinderdeckel. Meines Wissens nach hat lediglich "J.G." aus England (siehe auch "GB vor 1960") ebenfalls Darbies mit nicht flachen Zylinderdeckeln hergestellt. Ansonsten sieht der Griff eines "Providence" Schlüssels auch deutlich anders aus als bei den meisten anderen Darbies, bei denen dieser meistens aus einer durchgängigen ovalen Metallplatte mit kleinem Loch besteht. Ganz sicher bin ich mir nicht, ob der Schlüssel meines Exemplars ein Original ist, da alle anderen mir bekannten "Providence" Schlüssel leicht anders geformt sind. "Providence" Darbies sind in der Regel (aber nicht immer) mit dem Firmennamen am Zylindergelenk beschriftet. Da die Firma bereits am 1. Juli 1882 ihre gesamte Maschinerie zur Waffen- und wohl auch Fessel-Produktion zum Verkauf anbot, am 1 August 1882 dann den Betrieb an die "Household Sewing Machine Company" veräußerte und letztendlich im Jahr 1885 gänzlich als juristische Person zu existieren aufhörte, kann man das Alter der Fesseln relativ genau bestimmen.

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Marke / Modell: ?
Hersteller: Strauss
Land: USA
Gewicht: 460 g
Wert: EUR 70,- bis 90,-
Ähnlich wie weiter oben gezeigte Havard Handschellen, wurden Strauss Handschellen (und auch Fußeisen) hauptsächlich zur Zeit des zweiten Weltkrieges und wohl auch primär für das Militär hergestellt. Und obendrein weißen sie die gleiche Funktionalität wie die Havard auf, nämlich eine Arretierung, die durch Schlüsseldrehung um ca. 45 Grad entgegen der Aufsperrrichtung aktiviert wird. Die Schellen sind mit "Strauss Eng. Co. Inc.", "Crawford, GA." und "Pat. Pend.", wobei ich nicht weiß, ob das Patent jemals gewährt wurde, da ich noch keine Strauss-Fesseln mit einer Patent-Nummer gesehen habe. Der Schlüssel ist übrigens nachgemacht.

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Marke / Modell: "Single Lock - Bottom Key"
Hersteller: Tower
Land: USA
Gewicht: 430 g
Wert: EUR 190,- bis 230,-
Die erste Version von Tower Handschellen, die dieser hier schon recht ähnlich sah, wurden in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts eingeführt. Sie hatten allerdings noch nicht die charakteristischen drei flachen Ringe (Kettenglieder) sondern eine gedrehte Kette mit ebenfalls 3 großen Gliedern. Aber genau wie das gezeigte Exemplar befand sich das Schlüsselloch ein der Unterseite der Schelle (daher "Bottom Key"). Diese Positionierung ist recht unpraktisch, da bei engstem Schellenstand der unten austretende Bügel das Schlüsselloch ein wenig verdeckt, so dass man nur noch schlecht hinkommt. Die gezeigte Fessel ist mit folgenden Patent-Daten versehen: "Juni 17, 1862" (Patent von Adams) und "Juli 17, 1866" (Patent von Phelps). Diese sind in das Bügelgelenk gestanzt ("Pat'd June 17, '62 July 17, '66") und nicht wie bei späteren Modellen (siehe unten), in den Schlosskörper. Der abgebildete Schlüssel ist natürlich kein Original, sondern nachgemacht.

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Marke / Modell: "Single Lock - Side Key"
Hersteller: Tower
Land: USA
Gewicht: 410 g
Wert: EUR 150,- bis 200,-
Diese Version der Tower Handschellen unterscheidet sich von der zuvor gezeigten lediglich durch die Position des Schlüssellochs. Es befindet sich nun, wie bei den meisten Handschellenmodellen, an der Seite des Schlosskastens. Die Fessel ist, wie auch die "Bottom-Key-Version" mit "Pat'd June 17, '62 July 17, '66" beschriftet – allerdings auf dem Schlosskasten und nicht auf dem Bügelgelenk.

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Marke / Modell: "Double Lock"
Hersteller: Tower (& Lyon?)
Land: USA
Gewicht: 430 g
Wert: EUR 140,- bis 170,-
Dies ist eine Weiterentwicklung von zuvor gezeigtem "Bottom Key" Modell. Sie unterscheidet sich von diesem durch die Position des Schlüssellochs und den verwendeten Schlüssel (Hohlschlüssel statt Vollschlüssel), die schmäleren Schlossgehäuse, die kleineren Ringe sowie die Arretierbarkeit. Zwischen dem "Bottom Key" und dem "Double Lock" gab es auch noch ein "Single Lock" Modell, das bis auf die Positionierung der Schlüssellöcher, der Schlüsselart und der Ringgröße dem "Bottom Key" Modell entspricht. Die gezeigte Fessel ist mit "Tower Patent" beschriftet sowie mit folgenden Tower-Patent-Daten versehen: "May 26. 74"," Sept. 4. 77"," Mar. 5. 78"," Dec. 6. 79" und " Dec. 5. 82", wobei hier selbstverständlich immer 1800 gemeint ist. Im Jahr 1902 fusionierte "Tower" mit "Lyon" und wurde zu "Tower & Lyon Corporation". Evtl. stammt mein Exemplar aus dieser Zeit. Der namensgebende "Double Lock" (Arretierung) dieser Handschellen ohne Durchschlag wird aktiviert, indem man die Schlüssel einmal komplett entgegen der Aufsperr-Richtung dreht. Übrigens gibt es auch nicht lizenzierte Nachbildungen (Imitate) der "Tower Double Lock". Diese sind sogar seltener und wertvoller als die Originale.

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Marke / Modell: Tower's Double Lock
Hersteller: Union Hardware
Land: USA
Gewicht: 410 g (460 g)
Wert: EUR 150,- bis 180,-
Diese Handschellen sehen den obigen recht ähnlich. Es handelt es sich um das letzte Modell, die sogenannten "Union-Towers", welche um 1910 entwickelt wurden. Die Firma "Tower & Lyon" war zu diesem Zeitpunkt bereits von "Union Hardware" aufgekauft worden. Bei den "Union" Modellen wurden die klassischen drei Ringe zwischen den Schellen durch einen (in der Herstellung um einiges teureren) Doppel-Drehring, wie man ihn z.B. auch bei den Bean Patrolmans und Cobbs (siehe weiter oben) findet, ersetzt. Auch ist mein vernickeltes Exemplar nicht mehr mit Patent-Daten, sondern lediglich mit "Tower's Double Lock" beschriftet. Interessanterweise stellte "Union Hardware" auch weiterhin eine Version mit den klassischen drei Ringen her. Der Grund hierfür war, dass diese bei Polizeibeamten sehr beliebt war, da man sie durch eine bestimmte Haltung der Fessel als Vorführzange bzw. Knebelkette zweckentfremden konnte. Auf dem kleinen Bild sieht man eine unbeschichtete Variante aus poliertem Stahl. Unten auf dem großen Bild (Klick auf das kleine) ist eine weitere Version abgebildet, die mit einer Nickelbeschichtung überzogen ist. Im Jahr 1913 war letztere mit 6,5 Dollar immerhin einen ganzen Dollar teurer als die Unbeschichtete, wie man einer alten Werbung (siehe "Historische Dokumente") entnehmen kann.

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Marke / Modell: Bean's Pattern
Hersteller: Tower & Lyon
Land: USA
Gewicht: 360 g
Wert: EUR 150,- bis 190,-
Die Handschellen sehen den "Bean Cobb" (siehe weiter oben) zum Verwechseln ähnlich. Auch verfügen sie wie diese über einen Mechanismus, der bewirkt, dass man erst einen Knopf betätigen muss, um die Schlösser zu aktivieren. Wesentliche Unterschiede sind die leicht rundere Form der Bügel, der Hohlschlüssel (statt dem flachen Vollschlüssel bei der Vorlage), den man nur auf einer Seite ins Schloss einführen kann, sowie der Sperrknopf, der an der Unterseite des Schlossgehäuses statt direkt unter dem Schlüsselloch sitzt. Auch kann man das Schloss im Gegensatz zu den "Bean Cobb" auch nicht einfach im geöffneten Zustand über eine Schraube herausnehmen. Angeblich wurde dieses Modell ohne offizielle Lizenz hergestellt, was ich mir aber bei der offensichtlichen Ähnlichkeit kaum vorstellen kann. Auch die Beschriftung "Tower Bean's Pattern" referenziert ja eindeutig auf das Vorbild, was einen offiziellen Nachbau vermuten lässt (die Erfinder Tower und Bean standen übrigens in einem guten Verhältnis). "Tower Bean's Pattern" sind zwar i.d.R. jünger als die ursprünglichen "Bean Cobb", da sie jedoch weniger lange und im geringerer Stückzahl gefertigt wurden, sind sie dennoch etwas seltener und wertvoller als diese.

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Marke / Modell: Detective
Hersteller: Tower & Lyon
Land: USA
Gewicht: 360 g
Wert: EUR 140,- bis 180,-
Tower Detective Handschellen werden auch gerne als "Pinkerton Handschellen" bezeichnet, da sie von Detektiven dieser Agentur bevorzugt eingesetzt wurden. Sie sind leichter und handlicher als "Tower's Double Lock" Handschellen (siehe oben), dafür wurden Abstriche bei der Sicherheit gemacht - das Schloss ist extrem simpel und verfügt über keinen Arretierungsmechanismus. Die Bügel sind mit halbovalen Mulden versehen, in welche die Schlosszähne einrasten (siehe großes Bild - klick auf das kleine). Ich bin mir nicht 100% sicher, ob das hier gezeigte Modell ein original ist, da es keinerlei Beschriftungen trägt. "Tower Detective" Handschellen wurden nämlich Anfang des 20. Jahrhunderts häufig kopiert, so dass es heutzutage fast genauso viele unautorisierte Imitate wie Originale gibt (vergleiche auch mit der Kopie unten). Es gibt übrigens auch noch ein "Tower Detective" Modell von "Union Hardware" mit einem Drehring anstelle der drei typischen, flachen Tower-Ringe sowie "Tower Detective" Fußeisen. Beide sind allerdings noch seltener und wertvoller.

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Marke / Modell: "Tower Detective Imitat"
Hersteller: ?
Land: USA
Gewicht: 350 g
Wert: EUR 110,- bis 150,-
Hier haben wir nun eine typische unautorisierte Kopie von "Tower Detective" Handschellen (siehe oben). Derlei Imitate ohne Markierungen sind ca. 20 Jahre nach Patentierung der Originale (18.01.1887) entstanden. Sie unterscheiden sich von diesen in diversen Punkten. Zum einen stehen bei den Befestigungen der Ringe die Nietenköpfe deutlich hervor, während sie bei den Originalen gänzlich abgeflacht ("unsichtbar") sind. auch hat der Schlosskasten an der Stelle, wo der Bügel einrastet eine Einkerbung, die bei den Originalen nicht vorhanden ist. Das auffälligste Unterscheidungsmerkmal ist jedoch, dass die Imitate an den Bügeln mit Zähnen versehen sind, während original "Tower Detektive" dort Mulden aufweisen (siehe auch großes Bild - klick auf das kleine).

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Marke / Modell: Wood Chain Handcuffs
Hersteller: ?
Land: USA
Gewicht: 170 g
Wert: EUR 800,- bis 1.000,-
1913, also ein Jahr, nachdem die Firma Peerless die ersten Handschellen mit Durchschlag patentieren ließ, wurde das Patent für dieses recht außergewöhnliche Modell, welches von George A.Wood erfunden wurde, erteilt. Im Prinzip handelt es sich hierbei lediglich um eine gezwirbelte Kette in welche zwei Schlösser aus Aluminium (Bild links offen, rechts geschlossen)  integriert wurden, so dass zwei individuell verstellbare Schlaufen für die Handgelenke entstanden sind. Das Schloss benötigt ähnlich wie z.B. bei einer Hiatt 1960 (siehe auch "GB nach 1960") einen holen, runden Schlüssel ohne Bart. Dieses Patent konnte sich nicht wirklich auf dem Markt behaupten und so hat man nur relativ wenige Exemplare hergestellt, wodurch Wood Chain Handcuffs heutzutage auch in USA zu einem begehrten Sammlerstück geworden sind. Die Schlosskörper sind mit "Pat. Mar. 18. 13", "Geo. A. Wood" und "Elmira, N.Y." beschriftet.


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