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Marke
/ Modell: ?
Hersteller: Adams
Land: USA
Gewicht: 400 g
Wert: EUR 260,-
bis 320,- |
Hier haben wir eine
Fessel von historischer Bedeutung. Es handelt sich nämlich um die
ersten Handchellen mit mehreren Schließpositionen, die jemals patentiert
wurden. Vielleicht sind es sogar die weltersten Handschellen mit mehreren
Schließpositionen und einem "normalen" Schloss (also keine Darby
mit Schraubschloss). Jeder Bügel dieser nicht arretierbaren Fessel
verfügt über 15 Mulden und somit über ebenso viele Schließpositionen.
Das Patent wurde am 17. Juni 1862 vergeben, mitten im Amerikanischen Bürgerkrieg.
Mein Exemplar ist an einem Bügel mit "Patent applied for" (Patent
beantragt) beschriftet, was bedeutet, dass es vor Patentierung produziert
worden sein müsste. Eine ältere Version dieser Fessel hat anstelle
der charakteristischen drei großen Verbindungsringe drei gedrehte
Kettenglieder. |
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Marke
/ Modell: Patrolman
Hersteller: Bean
Land: USA
Gewicht: 400 g
Wert: EUR 150,-
bis 180,- |
Die meisten Bean Handschellen
wurden tatsächlich von Iver Johnson, einem amerikanischen Waffenhersteller,
produziert. Frühe Modelle verwenden einen Hohlschlüssel mit Führungsstab
im Schloss. "Bean Patrolman" benötigen allerdings einen Vollschlüssel.
Das Besondere an Bean Handschellen ("Patrolman ", "Prison", "Detective",
"Cobb" und "Giant") ist der Knopf zur Schloss-Aktivierung. Man macht die
Fesseln schließbereit, indem man einen kleinen Riegel ein der Seite
(schräg unterhalb des Schlüssellochs) drückt, bevor oder
nachdem man die Schellen geschlossen hat. Drückt man diesen Knopf
nicht, fahren die zwei Zahnreihen (Schlossfallen) nicht aus, und der Bügel
kann immer wieder aus dem Schlossgehäuse gezogen werden. Man kann
die Handschellen nicht arretieren, allerdings haben sie eben auch keine
durchschwingenden Bügel, so dass die vierte Position einer Arretierung
gleichkommt. Dieses Patrolman-Exemplar ist nicht nickel- oder chrom-beschichtet,
es trägt keine Beschriftungen und sein Schlüssel ist lediglich
nachgemacht. |
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Marke
/ Modell: Prison
Hersteller: Bean
Land: USA
Gewicht: 440 g
Wert: EUR 160,-
bis 190,- |
Die "Prison" ist eine
schwerere Variante der zuvor gezeigten "Patrolman" und nur schwer von dieser
zu unterscheiden ist. Sie ist etwas dicker, länger und schwerer
- alte Original-Anzeigen geben als Gewicht für eine "Patrolman"
(="Streifenpolizist") 14 Unzen (397 g) und für eine "Prison" (="Gefängnis")
17 Unzen (482 g - wahrscheinlich mit Nickel-Beschichtung) an. Die Fessel
ist am Bügelgelenk mit "Pat'd Nov 28, '82 Nov 18 '84" und einem "T",
über dessen Bedeutung leider nichts bekannt ist, beschriftet. Der
Schlüssel ist nachgemacht, jedoch einem Original anchempfunden. |
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Marke
/ Modell: Detective
Hersteller: Bean
Land: USA
Gewicht: 390 g
Wert: EUR 160,-
bis 200,- |
Sammlerkollege Lars
Holst aus Schweden löste ein kleines Rätsel für mich. Lange
Zeit dachte ich, es gäbe nur "Patrolman" und "Prison" Modelle von
Bean und wunderte mich über dieses Exemplar, dass sich von zuvor gezeigter
"Patrolman" unterscheidet. Lars teilte mir mit, dass es auch noch eine
"Detective" Version dieser Fesseln gibt, welche wohl am seltensten anzutreffen
ist. Die "Detective" sind ein wenig leichter als die "Patrolman" und haben
einen schmäleren Verbindungsring sowie kleinere Befestigungen der
Drehringe an den Schellen. Von der Funktion sind sie jedoch identisch.
Die nickel- oder chrom-beschichtete Fessel ist mit dem Patentdatum "Pat'd
Nov. 28, '82" beschriftet. |
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Marke
/ Modell: Cobb
Hersteller: Bean
Land: USA
Gewicht: 350 g
Wert: EUR 140,-
bis 170,- |
Diese Fesseln heißen
"Cobb", da Sie von einem gewissen Herrn Lyman N. Cobb erfunden wurden.
Das Patent für die Fessel stammt vom 2. Mai 1899. Dieses Datum ist
auch ins Schloss eingestanzt. Die Schellen haben ein Schloss, welches man
mit einem Schraubenzieher zwecks Austausch oder Reparatur entfernen
kann, sofern sie nicht abgesperrt sind. Man aktiviert den Sperr-Mechanismus
(siehe auch "Bean Patrolman" oben), indem man den kleinen Knopf unterhalb
des Schlüssellochs drückt. Auf dem großen Bild, sieht man
noch eine weitere Version der "Cobb" Fesseln. Diese ist nicht beschichtet
und unterscheidet sich auch noch in einigen weiteren kleinen Details (z.B.
Form und Länge der Bügel) von meinem anderen Exemplar. Auch sind
sie nicht mit dem Patentdatum versehen, was bedeuten kann, dass sie evtl.
sogar noch vor der Patentierung hergestellt wurden oder aber vielleicht
auch aus der Zeit stammen, als die Produktion gerade von der Firma "H&R"
übernommen wurde. Der rechte Schlüssel sieht übrigens deshalb
ein wenig seltsam aus, da er abgebrochen ist. Dennoch kann man mit ihm
die Schlösser aufsperren, indem man den Schlüssel jeweils von
beiden Seiten ins Schloss einführt (das Schlüsselloch ist durchgängig)
und dreht. |
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Marke
/ Modell: Giant
Hersteller: Bean
Land: USA
Gewicht: 330 g
Wert: EUR 800,-
bis 1.000,- |
Die Bean Giant Handschelle
erlangte ihre Berühmtheit insbesondere durch ihre Verbindung mit Harry
Houdini. Der weltbekannte Entfesslungskünstler war als einer der wenigen
in der Lage, sich zu selbst zu befreien, nachdem ihm mit einer Bean Giant
die Hände auf den Rücken gefesselt wurden. Houdini bot jedem
50 Dollar (das war damals recht viel Geld), dem dies ebenfalls gelingen
sollte. Eine Anekdote besagt darüber hinaus, dass Edward Bean, der
Erfinder dieser Handschelle, demjenigen 500 Dollar zusicherte, der sich
aus einer Bean Giant befreien könne - mit oder ohne Schlüssel.
Voraussetzung war natürlich, dass Herr Bean die Fessel selbst anlegte
(Hände hinter dem Rücken, Schlüsselloch nach innen zum Körper
hin). Angeblich nahm Houdini die Herausforderung an und war anschließend
um 500 Dollar reicher. Die Bean Giant wurde am 01.11.1887 patentiert. Die
starre Fessel verfügt über zwei Knöpfe an der Ober- und
Unterseite. Solange diese nicht gedrückt wurden, befinden sich die
Bügel im neutralen Zustand und können frei ins Schloss ein- und
wieder ausgeführt werden, ohne dass sie einrasten. Ein Feature, das
man auch von allen anderen Bean Handschellen (siehe oben) kennt. Der Schlüssel
sollte immer gegen den Uhrzeigersinn gedreht werden. Er öffnet die
Schellen zwar auch durch Drehung im Uhrzeigersinn, aber dabei wird das
Material mehr beansprucht, was der Lebensdauer abträglich ist. Übrigens
könnte der Name suggerieren, dass die Fessel besonders groß
sei ("Giant" = "Riese") - tatsächlich misst ihre Breite jedoch gerade
mal 15,5 cm. Heutzutage ist die Bean Giant eine der selteneren und gefragteren
alten Handschellen aus USA. Dennoch halte ich die Preise, welche für
sie gezahlt werden, für übertrieben, da diese Fessel durchaus
in größere Stückzahl und längerem Zeitraum produziert
wurde. Aber alles, was irgendwie mit Houdini zu tun hat, ist eben gleich
viel mehr wert. |
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Marke
/ Modell: Bottleneck
Hersteller: Caveney
Land: USA
Gewicht: 430 g
Wert: EUR 360,-
bis 420,- |
Caveney Bottlenecks
(=Flaschenhals) aus dem Jahr 1910 sehen den klassischen Marlin Bottlenecks
(siehe weiter unten) zum Verwechseln ähnlich. Allerdings haben sie
im Gegensatz zu diesen nur eine Zahnreihe und die ist an der Unterseite
des Bügels und nicht an den Seiten. Der Schließmechanismus ist
ebenfalls komplett anders. Der runde Schlüssel verfügt über
ein Innengewinde, welches man auf einen Bolzen im Schloss dreht. Im Gegensatz
zu einer Darby wird somit aber kein Federmechanismus zurückgespannt.
Stattdessen kann man mit dem komplett aufgeschraubten Schlüssel den
Schlossbolzen drehen, wobei dieser dann alternierend die Zustände
"offen", "normale Sperrfunktion" und "Arretierung" auslöst. Um das
Schlüsselloch herum sind die Fesseln beschriftet mit "Caveney Invention
Co.", "Pat's Pending" (Patent in Schwebe), "Oakland Cal." (Kalifornien),
"Pat. Feb. 8, 10". |
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Marke
/ Modell: ?
Hersteller: Cumming
Land: USA
Gewicht: 450 g
Wert: EUR 280,-
bis 300,- |
Cumming Handschellen
haben ein paar Ähnlichkeiten zu Bean Cobb (siehe weiter oben): zum
einen das einzelne Kettenglied, welches durch je einen Drehring mit den
Schellen verbunden ist und zum anderen auch die Möglichkeit, die Fesseln
in einer neutralen Position, bei der die Bügel nicht von den Schlossfallen
gegriffen werden, zu halten, bis ein Knopf gedrückt wird. Dieser Knopf
befindet sich bei den Cummings an der Unterseite der Bügel. Einer
weitere Gemeinsamkeit zu den Bean Cobb ist, dass beide Fesseln 1899 patentiert
wurden, die Cummings ironischerweise genau am 4. Juli, dem amerikanischen
Unabhängigkeitstag. Die "Auswüchse" an den Bügeln dienen
übrigens dafür, dass man die Handschellen leichter mit nur einer
Hand bedienen kann. Die Fessel ist mit ihrem Patentdatum "Pat. July 4-99"
an den kleineren Bügeln markiert. |
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Marke
/ Modell: ?
Hersteller: Havard
Lock Company
Land: USA
Gewicht: 390 g
Wert: 80,- bis 120,- |
Handschellen der New
Yorker Harvard Lock Company sind seltener als die endsprechenden Fußschellen
(siehe "Fußeisen"). Wie diese wurden sie hauptsächlich während
des 2. Weltkrieges im größerer Menge (und geschwärzt) für
die US Armee bzw. Marine hergestellt. Dieses Exemplar dürfte jedoch
ein wenig älter sein. Es unterscheidet sich von den Neueren (siehe
unten) dadurch, dass es aus vier anstatt nur drei zusammengenieteten Metallplatten
besteht und über vier statt nur zwei Schlossfallen verfügt (sie
auch großes Bild). Man arretiert die Handschellen, indem man den
Schlüssel 90 Grad gegen die Öffnungs-Richtung dreht. Sie sind
mit "Harvard Lock Company, New York " beschriftet. |
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Marke
/ Modell: ?
Hersteller: Harvard
Lock Company
Land: USA
Gewicht: 370 g (390
g)
Wert: EUR 60,- bis
80,- (80,- bis 120,-) |
Hier haben wir nun ein
paar Havard Handschellen, die höchstwahrscheinlich während des
2. Weltkrieges und für die US Armee hergestellt wurden. Auf dem großen
Bild sieht man noch eine seltenere verchromte Versionen dieser Fesseln
mit extrem spiegelnder Oberfläche. Beide Exemplare sind mit "Harvard
Lock Company, New York " beschriftet und sind funktionsgleich zum zuvor
gezeigten älteren Exemplar. |
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Marke
/ Modell: Super 123 (kurz)
Hersteller: Harrington
& Richardson
Land: USA
Gewicht: 390 g (380
g)
Wert: EUR 120,-
bis 160,- |
Diese ungewöhnlichen
und seltenen Handschellen der "H. & R. Arms Company, Worcester, Massachusetts"
aus den 1930er Jahren (das Patent stammt vom 10.09.1932) gehörten
zur Standard-Ausstattung amerikanischer FBI-Beamter. Sie sind hervorragend
verarbeitet und nicht zuletzt durch den ungewöhnlichen Verschlussmechanismus
nur schwer knackbar. Das Schlüsselloch befindet sich nämlich
unter den beiden Verbindungs-D-Ringen. Im auseinander gezogenen Zustand
wird das Schlüsselloch vom Bolzen des D-Rings zugedeckt, also kann
man die Schellen nur aufsperren, wenn der D-Ring im 90 Grad Winkel zur
Schelle steht. Die Arretierung erfolgt durch Drehen des Schlüssels
entgegen der Aufsperr-Richtung bis zum Anschlag. Auf dem großen Bild
sieht man unten noch ein weiteres Exemplar. Dieses ist etwas neuer und
hat Führungsrillen im Bügel. Beide Exemplare sind mit "H&R
Arms Company", "Worcester, Mass. U.S.A.", "Pat. 1,984,677" sowie
"Made in U.S.A." beschriftet. Vorsicht, es gibt auch noch ein modernes
Chinesisches Handschellen-Modell (siehe "Rest der Welt"), das den "H&R
Super Handcuffs" nachempfunden wurde und ihnen deshalb auch sehr ähnlich
sieht. Allerdings sind diese gänzlich unbeschriftet und unterscheiden
sich obendrein vor allem durch ein "Zahn-Rad" zum Greifen der Bügelzähne
statt einer Schlossfalle mit Zahnreihen. Obendrein befindet sich beim Imitat
ein zusätzlicher kreisrunden Ring zwischen den beiden Schellen. Außerdem
ist der Schlüssel der Chinesischen Handschellen mit seiner dreieckigen
Öffnung (Röhre) versehen. |
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Marke
/ Modell: Super 123 (lang)
Hersteller: Harrington
& Richardson
Land: USA
Gewicht: 400 g
Wert: EUR 140,-
bis 180,- |
Bis auf die zwei zusätzlichen
Kettenglieder unterscheidet sich diese längere H&R Super 123 Variante
nicht von Version 2 der zuvor gezeigten "normalen" Version. Bisher habe
ich übrigens noch keine verlängerte Version 1 (also ohne Führungsrillen
im Bügel) gesehen, so dass ich annehme, dass die Lang-Varianten erst
später hergestellt wurden. |
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Marke
/ Modell: Improved Bean Cobb
Hersteller: Harrington
& Richardson
Land: USA
Gewicht: 380 g
Wert: EUR 160,-
bis 200,- |
"H&R" übernahm
1942 die Produktion von Bean Cobb Handschellen (siehe auch weiter oben)
und Fußeisen. Anfangs waren die Handfesseln noch identisch, später
wurden jedoch - vermutlich aus Kostengründen - die beiden Drehringe
und das einzelne Verbindungsglied durch zwei dicke Kettenglieder ersetzt,
wodurch man die Schellen jetzt nicht mehr frei gegeneinander drehen kann.
Dieses mit "H&R Arms Co.", "Worcester, Mass." Und "Made in U.S.A."
beschriftete Modell ist zwar somit simpler und obendrein auch neuer als
klassische Bean Cobb, jedoch dennoch etwas wertvoller, da nicht mehr so
viele Stücke produziert wurden. |
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Marke
/ Modell: "Bottleneck"
Hersteller: Marlin
Firearms
Land: USA
Gewicht: 500 g
Wert: EUR 350,-
bis 400,- |
Marlin-Bottleneck wurden
von Rob H. Daley am 02.12.1879 patentiert. Gegen 1910 erlebten sie noch
einmal eine Renaissance, da George Caveney ein ähnliches Modell (allerdings
mit einem anderen Schließmechanismus), auf den Markt brachte. Mein
Exemplar stammt aus dieser zweiten Marlin-Periode. Die Bottlenecks aus
dieser Zeit unterscheiden sich von den älteren zum einen dadurch,
dass sie etwas schlanker sind und zum anderen dadurch, dass die Schellen
mit einem Drehring anstatt drei flachen Ringen (wie z.B. auch bei den alten
"Mattatuck" oder "Tower" - siehe weiter unten) verbunden sind. Das Wort
"Bottleneck" heißt übrigens "Flaschenhals" und wurde den Fesseln
aufgrund der spezifischen Form ihres Schlosskörpers verliehen. Der
Schließmechanismus ist übrigens sehr ausgefeilt und sicher.
Zwar kann man die Schellen nicht arretieren, dafür verfügen die
Bügel über zwei Zahnreihen (vorne und hinten). Der Schlüssel
selbst wird erst halb ins Schloss gesteckt, dann muss man ihn um 45 Grad
drehen, bevor man ihn vollständig einführen kann. Eine weitere
Drehung um 45 Grad endriegelt dann die beiden Zahnreihen und öffnet
die Schellen. Am breiten Ende des Flaschenhalses sind die Schellen mit
"Marlin Firearms Co." und "New Haven CT. U.S.A." beschriftet. |
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Marke
/ Modell: The Maltby
Hersteller: Mattatuck
Land: USA
Gewicht: 520 g
Wert: EUR 400,-
bis 450,- |
Die erste Handschelle,
welche die Firma Mattatuck aus Connecticut ab 1902 auf den Markt brachte,
wurde nach ihrem Erfinder Luis F. Maltby einfach "The Maltby" genannt.
Diese am 12. November 1901 sowie 13. Oktober 1904 patentierte Fessel hat
es wirklich in sich, denn sie verfügt über einen Schließmechanismus,
der es schon fast mit einem Schweizer Uhrwerk aufnehmen kann. In der Grundstellung
rastet der Bügel nicht ein, sondern kann frei in beide Richtungen
bewegt werden, wobei eine Feder dafür sorgt, dass er automatisch in
Richtung "zu" gezogen wird. Wie bei allen Mattatuck Handschellen ("Maltby",
"Mattatuck", und "Judd"), kann man die Maltby "scharf machen", indem man
den Bügel einmal ganz nach hinten spannt. Jetzt wechselt der Schließmechanismus
von "neutral" auf "einrastend" und der Bügel verharrt in weit geöffneter
Position. Gleichzeitig wird ein Hebel an der Innenseite des Schlosskastens
ausgefahren - und das ist der Clou, der diese Handschellen meines Wissens
nach wirklich einzigartig macht. Legt man nun nämlich die Maltby so
an das Handgelenk, dass Druck auf diesen Hebel ausgeübt wird, schnappt
der Bügel automatisch zu und rastet auch gleich ein. Natürlich
kann man ihn dann bei Bedarf auch noch enger stellen. Es empfiehlt sich
beim Kauf dieser sehr interessanten Fessel darauf zu achten, dass dieser
so genannte "Trigger Mechanismus" noch bei beiden Schellen funktioniert,
da dies einen beachtlichen Teil zum Wert der Maltby beiträgt. Wenn
man den Schlüssel einführt und in Richtung Bügelgelenk dreht,
löst man die Arretierung aus. Übrigens gibt es neben meiner Version
für flache Schlüssel (der abgebildete ist übrigens kein
Original) auch noch eine, für die ein bartloser runder Schlüssel
(ähnlich einer Hiatt 1960 - siehe "GB nach 1960") benötigt wird.
Obendrein gibt es von diesen beiden Versionen dann auch noch je eine leichte
und eine schwere Variante, meine ist übrigens die schwere. Und angeblich
soll es auch Versionen ohne Arretierung geben. Jede Schelle ist auf einer
Seite mit "The Maltby" und auf der anderen mit "Manufactured by the Mattatuck
M'F'G. Co. Waterbury Conn. U.S.A." beschriftet. |
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Marke
/ Modell: Mattatuck
Hersteller: Mattatuck
Land: USA
Gewicht: 470 g
Wert: EUR 150,-
bis 180,- |
Hierbei handelt es sich
um US Handschellen aus den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts.
Sie sind mit "Manufactured by the Mattatuck M'F'G. Co. Waterbury Conn.
U.S.A." beschriftet. Der Schließmechanismus ist nicht unkompliziert,
da er drei Positionen hat: nicht einrastbar (neutral), einfache Verriegelung
(Single Lock) und arretiert (Double Lock). Ich habe schon ein bisschen
rumtüfteln müssen, um die Handhabung zu verstehen. Sie funktionieren
folgendermaßen: wenn man den Bügel beim Öffnen ganz durchzieht
wird der Single Lock Modus aktiviert. Führt man nun den Schlüssel
so ein, dass der Bart in das nach innen (zur Kette) weisende Loch gesteckt
wird und dreht ihn um 180 Grad gegen den Uhrzeigersinn, dann sind die Schellen
arretiert. Dreht man ihn um weitere 180 Grad in diese Richtung, fährt
die Einrasterung ganz ein - die Schellen sind nun offen und im neutralen
Modus, bis man wieder den ersten Schritt ("durchladen") ausführt ersten.
Wenn man die Schellen von Single Lock direkt in der den geöffneten
und neutralen Modus bringen möchte, muss man den Schlüssel ebenfalls
in das nach innen (zur Kette) weisende Loch einführen und um ganze
360 Grad gegen den Uhrzeigersinn drehen. Niemals sollte man den Schlüssel
im Uhrzeigersinn drehen, denn das kann, das dazu führen, dass der
komplizierte Mechanismus nicht mehr synchron läuft und nur durch längeres,
Rumprobieren wieder zu justieren ist. |
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Marke
/ Modell: "Patent 1912" Version 1
Hersteller: Peerless
+ Smith & Wesson
Land: USA
Gewicht: 340 g
Wert: EUR 100,-
bis 140,- |
Mit dieser Erfindung
hat Peerless das Erscheinungsbild der Handschellen bis zum heutigen Tag
entscheidend geprägt - durchschwingende Bügel. Das Patent stammt
vom 20.02.1912. Anfänglich übernahm "Smith & Wesson" die
Produktion, da Peerless über keine eigene Fertigungsstätte verfügte.
Daher ist mein verchromtes Exemplar neben "The Peerless Handcuff Co. Springfield
Mass." auch noch mit "Mfgd. by Smith & Wesson" beschriftet. Darüber
hinaus sind sie mit "Pat. Feb. 20, 1912" versehen. Die Handschellen verfügen
bereits über einen Arretiermechanismus, welcher durch Drehen des Schlüssels
über den Aufsperrpunkt hinweg aktiviert wird. |
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Marke
/ Modell: "Patent 1912" Version 2
Hersteller: Peerless
+ Smith & Wesson
Land: USA
Gewicht: 280 g
Wert: EUR 90,- bis
120,- |
Irgendwann zwischen
1912 und 1915 hat Peerless die Form dieser ersten Handschellen mit Durchschlag
abgeändert. Die Schlosskästen wurden auch an der Stelle, an welcher
der bewegliche Bügel aufs Schloss trifft, kantiger und die Bügel
selbst wurden etwas breiter und bekamen Führungsrillen. Außerdem
besteht diese Fessel nicht aus zwei baugleichen, sondern aus gespiegelten
Schellen. Diese Form wurde dann die nächsten 20 bis 30 Jahre nahezu
unverändert beibehalten. Sie sind ebenfalls mit "The Peerless Handcuff
Co. Springfield Mass.", "Mfgd. by Smith & Wesson", "Pat. Feb.
20, 1912" sowie erstmalig mit dem Peerless-Trademark versehen und verfügen
über einen identischen Arretiermechanismus wie zuvor gezeigte Version. |
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Marke
/ Modell: "Patent 1915"
Hersteller: Peerless
Land: USA
Gewicht: 340 g
Wert: EUR 80,- bis
100,- |
Die ist eine Weiterentwicklung
der zuvor gezeigten "Peerless 1912". Sie unterscheidet sich von diesen
lediglich durch die zwei kleinen Kettenglieder anstelle des einzelnen langen
Verbindungsstücks. Ansonsten sind Optik und Arretierung identisch.
Allerdings tragen diese Fesseln bereits keinen Hinweis mehr auf "Smith
& Wesson", obwohl sie wahrscheinlich noch immer von dieser Firma produziert
wurden. Stattdessen sind sie lediglich mit "The Peerless Handcuff Co. Springfield
Mass." beschriftet. Darüber hinaus sind sie mit dem Peerless-Trademark,
einer Seriennummer (auf beiden Schellen) sowie den Patenthinweisen "Pat.
Feb. 20, 1912" und "Nov. 23, 1915"beschriftet. In mein Exemplar ist außerdem
von einem Vorbesitzer noch dessen Name "Alwin H. Wright" in Schönstschrift
graviert worden. Ich habe ein bisschen Recherche im Internet betrieben
und herausgefunden, dass ein Alvin H. Wright Mitglied der "U.S. Coast Guard"
(Küstenwache) war. Ganz genau war er Aufseher (Keeper) der Station
Chatham, Massachusetts von 1931 bis 1936 und der Station Orleans, Massachusetts
von 1938 bis zum Beginn des 2. Weltkrieges. Am 10. Dezember 1938 leitete
Chief Boatswain Mate (Hauptbootsmann Offizier) Alvin H. Wright die Rettung
der Besatzung des havarierten Bostoner Fischdampfers "Andover", welcher
im dichten Nebel in Chatham gestrandet war. Da zeitlich und von der Funktion
her alles sehr gut passen würde, nehme ich wirklich an dass dieser
Offizier und der frühere Besitzer meiner Peerless-Handschellen dieselbe
Person sind. |
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Marke
/ Modell: "Patent 1926"
Hersteller: Peerless
Land: USA
Gewicht: 340 g
Wert: EUR 70,- bis
90,- |
Modell 1926, was übrigens
wie auch bei Model 1912 und 1915 keine offizielle Bezeichnung ist, sondern
lediglich ein Hinweis auf das jeweilige Patent, unterscheidet sich auf
den ersten und zweiten Blick nicht von seinem Vorgänger. Von Vorne
sehen beide Modelle identisch aus. Der Unterschied steckt vielmehr seitlich
bzw. innen (im Schließmechanismus). Bei "Modell 1926" bereits der
klassische Peerless "Double Lock", der bis dato zig Dutzend mal kopiert
wurde, hinzugekommen - sprich die Möglichkeit der Arretierung durch
einen kleinen Stift ein der Unterseite jeder Schelle, den man mit dem Schlüsselbart
hinein drücken kann. Die Handschellen sind wie gewohnt mit "The Peerless
Handcuff Co. Springfield Mass." beschriftet. Darüber hinaus sind sie
noch mit dem Peerless-Trademark, einer Seriennummer (diesmal nur auf einer
Schelle) sowie "Made in U.S.A." markiert. Die Patendaten sind nun Patentnummern
gewichen. Diese lauten: "1157135-11611562-1531451". Vor den Patentnummern
steht noch "Pat-.Pat. Pending", wobei Letzteres wohl für das schwebende
Patent von 1926 steht. Dies bedeutet auch, dass mein Exemplar wahrscheinlich
um dieses letzte Patentjahr hergestellt worden sein müsste. |
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Marke
/ Modell: "1531451-1872857"
Hersteller: Peerless
Land: USA
Gewicht 350 g (320
g)
Wert: EUR 50,- bis
70,- |
Ende der 30er/Anfang
der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde das Peerless Standard-Modell
leichter und schmaler. Mit "Patent 1531451-1872857" entstand im großen
und ganzen der Look, der auch in jüngerer Zeit noch bei Modell 300,
400, 500 oder 700 verwendet wurde bzw. wird. Bis in die 1960er trugen die
Handschellen das Peerless-Symbol, welches an ein dreifaches Yin-Yang-Zeichen
erinnert. Außerdem wurde bei den älteren Modellen "Massachusetts"
noch mit "Mass." anstatt "MA." abgekürzt. Auch hier sind die Handschellen
mit "The Peerless Handcuff Co. Springfield Mass.", einer Seriennummer,
"Patent "1531451-1872857" und "Made in U.S.A." beschriftet. Zusätzlich
ist in jede Schelle meines Exemplars noch "FMA" (Armee?) eingestanzt. Übrigens
wurde dieses am 21.04.1944 hergestellt. An dieser Stelle möchte ich
mich bei Peerless, die mir dieses Datum aufgrund von Modell und Seriennummer
aus ihren Akten nennen konnten, für die freundliche Unterstützung
bedanken! |
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Marke
/ Modell: ?
Hersteller: Providence
Tool Company
Land: USA
Gewicht: 420 g
Wert: EUR 120,-
bis 160,- |
Ihre Blütezeit
erlebte die "Providence Tool Company" aus dem US-Bundesstaat Rhode Island
während des amerikanischen Bürgerkrieges (1860 bis 1865). Zu
dieser Zeit produzierte die Firma hauptsächlich Gewehre und andere
Schusswaffen, aber eben auch viele Handschellen und Fußeisen. Die
Fesseln wurden im altenglischen Darby-Design gefertigt. Außer "Providence"
ist mir kein weiterer US-Hersteller bekannt, der ebenfalls Darbies produziert
hätte. "Providence" Darbies unterscheiden sich von denen englischer
oder auch von anderer weltweiter Hersteller vor allem durch den gewölbten
("Drops-förmigen" ) Zylinderdeckel. Meines Wissens nach hat
lediglich "J.G." aus England (siehe auch "GB vor 1960") ebenfalls Darbies
mit nicht flachen Zylinderdeckeln hergestellt. Ansonsten sieht der Griff
eines "Providence" Schlüssels auch deutlich anders aus als bei den
meisten anderen Darbies, bei denen dieser meistens aus einer durchgängigen
ovalen Metallplatte mit kleinem Loch besteht. Ganz sicher bin ich mir nicht,
ob der Schlüssel meines Exemplars ein Original ist, da alle anderen
mir bekannten "Providence" Schlüssel leicht anders geformt sind. "Providence"
Darbies sind in der Regel (aber nicht immer) mit dem Firmennamen am Zylindergelenk
beschriftet. Da die Firma bereits am 1. Juli 1882 ihre gesamte Maschinerie
zur Waffen- und wohl auch Fessel-Produktion zum Verkauf anbot, am 1 August
1882 dann den Betrieb an die "Household Sewing Machine Company" veräußerte
und letztendlich im Jahr 1885 gänzlich als juristische Person zu existieren
aufhörte, kann man das Alter der Fesseln relativ genau bestimmen. |
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Marke
/ Modell: ?
Hersteller: Strauss
Land: USA
Gewicht: 460 g
Wert: EUR 70,- bis
90,- |
Ähnlich wie weiter
oben gezeigte Havard Handschellen, wurden Strauss Handschellen (und auch
Fußeisen) hauptsächlich zur Zeit des zweiten Weltkrieges und
wohl auch primär für das Militär hergestellt. Und obendrein
weißen sie die gleiche Funktionalität wie die Havard auf, nämlich
eine Arretierung, die durch Schlüsseldrehung um ca. 45 Grad entgegen
der Aufsperrrichtung aktiviert wird. Die Schellen sind mit "Strauss Eng.
Co. Inc.", "Crawford, GA." und "Pat. Pend.", wobei ich nicht weiß,
ob das Patent jemals gewährt wurde, da ich noch keine Strauss-Fesseln
mit einer Patent-Nummer gesehen habe. Der Schlüssel ist übrigens
nachgemacht. |
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Marke
/ Modell: "Single Lock - Bottom Key"
Hersteller: Tower
Land: USA
Gewicht: 430 g
Wert: EUR 190,-
bis 230,- |
Die erste Version von
Tower Handschellen, die dieser hier schon recht ähnlich sah, wurden
in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts eingeführt. Sie hatten allerdings
noch nicht die charakteristischen drei flachen Ringe (Kettenglieder) sondern
eine gedrehte Kette mit ebenfalls 3 großen Gliedern. Aber genau wie
das gezeigte Exemplar befand sich das Schlüsselloch ein der Unterseite
der Schelle (daher "Bottom Key"). Diese Positionierung ist recht unpraktisch,
da bei engstem Schellenstand der unten austretende Bügel das Schlüsselloch
ein wenig verdeckt, so dass man nur noch schlecht hinkommt. Die gezeigte
Fessel ist mit folgenden Patent-Daten versehen: "Juni 17, 1862" (Patent
von Adams) und "Juli 17, 1866" (Patent von Phelps). Diese sind in das Bügelgelenk
gestanzt ("Pat'd June 17, '62 July 17, '66") und nicht wie bei späteren
Modellen (siehe unten), in den Schlosskörper. Der abgebildete Schlüssel
ist natürlich kein Original, sondern nachgemacht. |
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Marke
/ Modell: "Single Lock - Side Key"
Hersteller: Tower
Land: USA
Gewicht: 410 g
Wert: EUR 150,-
bis 200,- |
Diese Version der Tower
Handschellen unterscheidet sich von der zuvor gezeigten lediglich durch
die Position des Schlüssellochs. Es befindet sich nun, wie bei den
meisten Handschellenmodellen, an der Seite des Schlosskastens. Die Fessel
ist, wie auch die "Bottom-Key-Version" mit "Pat'd June 17, '62 July 17,
'66" beschriftet – allerdings auf dem Schlosskasten und nicht auf dem Bügelgelenk. |
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Marke
/ Modell: "Double Lock"
Hersteller: Tower
(& Lyon?)
Land: USA
Gewicht: 430 g
Wert: EUR 140,-
bis 170,- |
Dies ist eine Weiterentwicklung
von zuvor gezeigtem "Bottom Key" Modell. Sie unterscheidet sich von diesem
durch die Position des Schlüssellochs und den verwendeten Schlüssel
(Hohlschlüssel statt Vollschlüssel), die schmäleren Schlossgehäuse,
die kleineren Ringe sowie die Arretierbarkeit. Zwischen dem "Bottom Key"
und dem "Double Lock" gab es auch noch ein "Single Lock" Modell, das bis
auf die Positionierung der Schlüssellöcher, der Schlüsselart
und der Ringgröße dem "Bottom Key" Modell entspricht. Die gezeigte
Fessel ist mit "Tower Patent" beschriftet sowie mit folgenden Tower-Patent-Daten
versehen: "May 26. 74"," Sept. 4. 77"," Mar. 5. 78"," Dec. 6. 79" und "
Dec. 5. 82", wobei hier selbstverständlich immer 1800 gemeint ist.
Im Jahr 1902 fusionierte "Tower" mit "Lyon" und wurde zu "Tower & Lyon
Corporation". Evtl. stammt mein Exemplar aus dieser Zeit. Der namensgebende
"Double Lock" (Arretierung) dieser Handschellen ohne Durchschlag wird aktiviert,
indem man die Schlüssel einmal komplett entgegen der Aufsperr-Richtung
dreht. Übrigens gibt es auch nicht lizenzierte Nachbildungen (Imitate)
der "Tower Double Lock". Diese sind sogar seltener und wertvoller als die
Originale. |
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Marke
/ Modell: Tower's Double Lock
Hersteller: Union
Hardware
Land: USA
Gewicht: 410 g (460
g)
Wert: EUR 150,-
bis 180,- |
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Diese Handschellen sehen
den obigen recht ähnlich. Es handelt es sich um das letzte Modell,
die sogenannten "Union-Towers", welche um 1910 entwickelt wurden. Die Firma
"Tower & Lyon" war zu diesem Zeitpunkt bereits von "Union Hardware"
aufgekauft worden. Bei den "Union" Modellen wurden die klassischen drei
Ringe zwischen den Schellen durch einen (in der Herstellung um einiges
teureren) Doppel-Drehring, wie man ihn z.B. auch bei den Bean Patrolmans
und Cobbs (siehe weiter oben) findet, ersetzt. Auch ist mein vernickeltes
Exemplar nicht mehr mit Patent-Daten, sondern lediglich mit "Tower's Double
Lock" beschriftet. Interessanterweise stellte "Union Hardware" auch weiterhin
eine Version mit den klassischen drei Ringen her. Der Grund hierfür
war, dass diese bei Polizeibeamten sehr beliebt war, da man sie durch eine
bestimmte Haltung der Fessel als Vorführzange bzw. Knebelkette zweckentfremden
konnte. Auf dem kleinen Bild sieht man eine unbeschichtete Variante aus
poliertem Stahl. Unten auf dem großen Bild (Klick auf das kleine)
ist eine weitere Version abgebildet, die mit einer Nickelbeschichtung überzogen
ist. Im Jahr 1913 war letztere mit 6,5 Dollar immerhin einen ganzen Dollar
teurer als die Unbeschichtete, wie man einer alten Werbung (siehe "Historische
Dokumente") entnehmen kann. |
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Marke
/ Modell: Bean's Pattern
Hersteller: Tower
& Lyon
Land: USA
Gewicht: 360 g
Wert: EUR 150,-
bis 190,- |
Die Handschellen sehen
den "Bean Cobb" (siehe weiter oben) zum Verwechseln ähnlich. Auch
verfügen sie wie diese über einen Mechanismus, der bewirkt, dass
man erst einen Knopf betätigen muss, um die Schlösser zu aktivieren.
Wesentliche Unterschiede sind die leicht rundere Form der Bügel, der
Hohlschlüssel (statt dem flachen Vollschlüssel bei der Vorlage),
den man nur auf einer Seite ins Schloss einführen kann, sowie der
Sperrknopf, der an der Unterseite des Schlossgehäuses statt direkt
unter dem Schlüsselloch sitzt. Auch kann man das Schloss im Gegensatz
zu den "Bean Cobb" auch nicht einfach im geöffneten Zustand über
eine Schraube herausnehmen. Angeblich wurde dieses Modell ohne offizielle
Lizenz hergestellt, was ich mir aber bei der offensichtlichen Ähnlichkeit
kaum vorstellen kann. Auch die Beschriftung "Tower Bean's Pattern" referenziert
ja eindeutig auf das Vorbild, was einen offiziellen Nachbau vermuten lässt
(die Erfinder Tower und Bean standen übrigens in einem guten Verhältnis).
"Tower Bean's Pattern" sind zwar i.d.R. jünger als die ursprünglichen
"Bean Cobb", da sie jedoch weniger lange und im geringerer Stückzahl
gefertigt wurden, sind sie dennoch etwas seltener und wertvoller als diese. |
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Marke
/ Modell: Detective
Hersteller: Tower
& Lyon
Land: USA
Gewicht: 360 g
Wert: EUR 140,-
bis 180,- |
Tower Detective Handschellen
werden auch gerne als "Pinkerton Handschellen" bezeichnet, da sie von Detektiven
dieser Agentur bevorzugt eingesetzt wurden. Sie sind leichter und handlicher
als "Tower's Double Lock" Handschellen (siehe oben), dafür wurden
Abstriche bei der Sicherheit gemacht - das Schloss ist extrem simpel und
verfügt über keinen Arretierungsmechanismus. Die Bügel sind
mit halbovalen Mulden versehen, in welche die Schlosszähne einrasten
(siehe großes Bild - klick auf das kleine). Ich bin mir nicht 100%
sicher, ob das hier gezeigte Modell ein original ist, da es keinerlei Beschriftungen
trägt. "Tower Detective" Handschellen wurden nämlich Anfang des
20. Jahrhunderts häufig kopiert, so dass es heutzutage fast genauso
viele unautorisierte Imitate wie Originale gibt (vergleiche auch mit der
Kopie unten). Es gibt übrigens auch noch ein "Tower Detective" Modell
von "Union Hardware" mit einem Drehring anstelle der drei typischen, flachen
Tower-Ringe sowie "Tower Detective" Fußeisen. Beide sind allerdings
noch seltener und wertvoller. |
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Marke
/ Modell: "Tower Detective Imitat"
Hersteller: ?
Land: USA
Gewicht: 350 g
Wert: EUR 110,-
bis 150,- |
Hier haben wir nun eine
typische unautorisierte Kopie von "Tower Detective" Handschellen (siehe
oben). Derlei Imitate ohne Markierungen sind ca. 20 Jahre nach Patentierung
der Originale (18.01.1887) entstanden. Sie unterscheiden sich von diesen
in diversen Punkten. Zum einen stehen bei den Befestigungen der Ringe die
Nietenköpfe deutlich hervor, während sie bei den Originalen gänzlich
abgeflacht ("unsichtbar") sind. auch hat der Schlosskasten an der Stelle,
wo der Bügel einrastet eine Einkerbung, die bei den Originalen nicht
vorhanden ist. Das auffälligste Unterscheidungsmerkmal ist jedoch,
dass die Imitate an den Bügeln mit Zähnen versehen sind, während
original "Tower Detektive" dort Mulden aufweisen (siehe auch großes
Bild - klick auf das kleine). |
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Marke
/ Modell: Wood Chain Handcuffs
Hersteller: ?
Land: USA
Gewicht: 170 g
Wert: EUR 800,-
bis 1.000,- |
1913, also ein Jahr,
nachdem die Firma Peerless die ersten Handschellen mit Durchschlag patentieren
ließ, wurde das Patent für dieses recht außergewöhnliche
Modell, welches von George A.Wood erfunden wurde, erteilt. Im Prinzip handelt
es sich hierbei lediglich um eine gezwirbelte Kette in welche zwei Schlösser
aus Aluminium (Bild links offen, rechts geschlossen) integriert wurden,
so dass zwei individuell verstellbare Schlaufen für die Handgelenke
entstanden sind. Das Schloss benötigt ähnlich wie z.B. bei einer
Hiatt 1960 (siehe auch "GB nach 1960") einen holen, runden Schlüssel
ohne Bart. Dieses Patent konnte sich nicht wirklich auf dem Markt behaupten
und so hat man nur relativ wenige Exemplare hergestellt, wodurch Wood Chain
Handcuffs heutzutage auch in USA zu einem begehrten Sammlerstück geworden
sind. Die Schlosskörper sind mit "Pat. Mar. 18. 13", "Geo. A. Wood"
und "Elmira, N.Y." beschriftet. |