Handschellen aus Großbritannien nach 1960


Bei Handschellen aus Großbritannien denkt der Kundige zunächst einmal sofort an die Traditionsfirma Hiatt aus Birmingham. Auch nach der Darby-Zeit (siehe "GB vor 1960") wurden und werden die fast alle GB-Handschellen von Hiatt gefertigt. Aber auf der Insel gab es in den letzten 40 Jahren nicht nur diesen einen Hersteller von Verhaftungs-Utensilien, wie man anhand dieser Unterausstellung sehen kann.
Wenn sich beim kleinen Bild ein "+" in der rechten oberen Ecke befindet, bedeutet dies, dass das große Bild (Klick auf das kleine) nicht lediglich eine Vergrößerung darstellt, sondern zusätzliche Informationen enthält. Beispielsweise können dies dann ein oder mehr ähnliche Modelle sein – hier gelten dann Klammerangaben bei "Wert" und/oder "Gewicht" für diese (von oben nach unten und links nach rechts).

 

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Modell: 1960
Hersteller: Hiatt
Land: Großbritannien (England)
Gewicht: 370 g (380 g )
Wert: EUR 45,- bis 65,-
Original britischer Polizeistandard aus den 60er Jahren. Praktisch Hiatts Trennung von den alterwürdigen Darbies zugunsten moderner durchschwingbarer Handschellen. Sie haben nicht nur eine originelle Form, sondern auch einen außergewöhnlichen Schlüssel. Dieser ist eine relativ dicke (verglichen zu normalen Handschellenschlüsseln) Röhre ohne Bart, dafür aber mit einer Einkerbung am Ende. Zum Öffnen muss man ihn fest in das Schloss drücken und von der Schelle weg drehen. Zum Arretieren dreht man ihn auf die Schelle zu. Die obere auf dem großen Bild (Klick auf das kleine) ist übrigens die etwas leichtere Version, die sich ansonsten noch dadurch unterscheidet, dass sie verchromt und nicht vernickelt ist, der Bügel nur 11 statt 17 Schließpositionen hat, man die Nieten (Nähe Schlüsselloch) nicht sieht und dass sie einen kleineren Drehring besitzt.

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Modell: Model Peerless
Hersteller: Hiatt 
Land: Großbritannien
Gewicht: 310 g
Wert: EUR 120,- bis 150,-
Hier haben wir eine Ausnahme unter den britischen Handschellen vor 1960. Ein modernes Modell mit Durchschlag, welches Hiatt ab Ende der 1930er Jahre auf den Markt gebracht hat. Es erinnert nicht nur stark an die US-amerikanischen Peerless Fesseln, sondern ist sogar ein offiziell lizenzierter Klon, der deshalb auch mit "The Peerless Handcuff" (sowie "Hiatt England") beschriftet ist. Im Unterschied zu "klassischen" Peerless-Handschellen sind die Hiatt-Versionen jedoch mit einem Drehring verbunden und verwenden eine andere Arretierung ähnlich der, des später herausgebrachten Modell 1970 (siehe "GB nach 1960"). Sie wird nicht über einen Stift an der Unterseite der Schelle ausgelöst, sondern durch ein Loch auf der Rückseite. Deshalb ist der Dorn am Schlüssel auch leicht keilförmig. Hiatt hat übrigens auch erfolgreiche US-Fesseln von Tower und Beanunter Lizenz hergestellt.

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Modell: 1970
Hersteller: Hiatt
Land: Großbritannien (England)
Gewicht: 230 g
Wert: EUR 45,- bis 60,- 
Der Nachfolger zum Modell 1960 wurde nicht lange hergestellt. Diese Handschellen besitzen schon sehr den üblichen modernen Peerless-Look. Eine Besonderheit ist jedoch, dass sich der Zapfen zum Aktivieren der Arretierung nicht an der Unterseite der Schelle, sondern unterhalb des Schlüssellochs befindet. Deshalb ist der Dorn am Schlüssel auch leicht kegelförmig - mit einem stumpf-dornigen Standard-Schlüssel lässt sich der Double-Lock nicht aktivieren. Die Oberflächen-Beschichtung an vielen 1970-Exemplaren blättert leider häufig ab. Ein Qualitätsmangel, der bei meinem Exemplar zum Glück nicht auftritt.

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Modell: 2010
Hersteller: Hiatt
Land: Großbritannien (England)
Gewicht: 250 g
Wert: EUR 35,-
Ein modernes Hiatts Modell, das wie so viele neuere Handschellen vom Aussehen den klassischen Peerless angenähert wurde und auch deren Arretierung übernommen hat. Es gibt auch noch ein ähnliches Modell 2003, das sich durch den größeren Schellen-Durchmesser und der höheren Anzahl an Schließ-Positionen unterscheidet.

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Modell: 2010-C
Hersteller: Hiatt
Land: Großbritannien (England)
Gewicht: 300 g
Wert: EUR 50,-
Hier haben wir eine interessante Neuentwicklung, die eigentlich einen Rückschritt darstellt. Hiatts 2010 Handschellen wurden mit einem massiven Bügel versehen und sind nun nicht mehr durchschwingend. Das heißt, man muss die Schellen auch im nicht angelegten Zustand aufsperren, um sie öffnen zu können. De Sinn dieser Modifikation ist eine erhebliche Verstärkung der Schelle. Anscheinend kann manch extrem kräftiger Zeitgenosse normale Hiatts 2010 soweit auseinanderbiegen, dass die Bügelzähne nicht mehr in der Rasterung greifen, was bei der C-Variante wohl nur einem Herkules möglich sein dürfte.

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Modell: 4010
Hersteller: Hiatt
Land: Großbritannien (England)
Gewicht: 420 g
Wert: EUR 60,-
Hiatts 4010 haben den niedlichen Beinahmen "Big Brutus". Und das zurecht, denn hier hat man zwei Hiatts 5000 Fußschellen (siehe auch "Fußeisen") statt mit einer langen Kette mit lediglich zwei großen Ringen verbunden. Ein willkommener Nebeneffekt ist, dass Hiatt somit das britische Exportverbot für Fußeisen umgehen kann. So werden diese übergroßen Handschellen angeblich in manchen Ländern wieder getrennt und mit einer langen Kette versehen, wodurch sie wieder als Fußschellen zu verwenden sind. Aber ich im kurzen Zustand kann man sie natürlich um so ziemlich jedes Fußgelenk legen, was die Bewegungsfreiheit natürlich drastisch einschränkt.

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Modell: 2050
Hersteller: Hiatt
Land: Großbritannien (England)
Gewicht: 310 g
Preis: EUR 45,-
Solide, gut verarbeitete Gelenk-Handschellen mit Stift-Arretierung. Wie die Hiatts 2003 haben sie einen recht großen maximalen Durchmesser, so dass sie auch um nicht allzu dicke Fußgelenke passen.

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Modell: HSS-9
Hersteller: Hiatt
Land: Großbritannien (England)
Gewicht: 410
Wert: EUR 120,-
Das ist praktisch eine Hochsicherheitsvariante von Hiatts 2050 Gelenkhandschellen (siehe oben). Statt mit dem Schlüsseldorn werden sie über das Zylinderschloss arretiert. Um sie anschließend wieder zu öffnen, muss man beide Schlösser aufsperren, wobei mit dem Zylinderschloss begonnen wird.

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Modell: 2103 (Speedcuffs)
Hersteller: Hiatt
Land: Großbritannien (England)
Gewicht: 380 g
Preis: EUR 65,-
Diese Speedcuffs entsprechen den "Quik-Kufs" von CDS. Im Prinzip sind das starre Handschellen, deren festen Metallkern man durch eine Hartplastik-Ummantellung (in "Griff-Form") erweitert hat. Diese Form schränkt die Bewegungsfreiheit des Delinquenten natürlich noch mehr ein, als das bei einer Gelenk-Handschelle wie der Hiatts 2050 der Fall ist. Das "Speed" bedeutet, dass man die Handschellen - wie etliche weitere moderne Hiatt Modelle ebenfalls - "laden" kann, indem man den Bügel entgegen der eigentlichen Schließrichtung zieht. Die letzte (engste) Schließposition rastet auch auf diese Weise ein. Somit kann die Schelle schnell um das Handgelenk des zu Verhaftenden geschwungen (praktisch "geschlagen") werden. Um das zu lernen gibt es extra für diese Handschellen ein Trainigs-Video zu erwerben.

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Modell: UL-1
Hersteller: Hiatt
Land: Großbritannien (England)
Gewicht: 430 g
Preis: EUR 80,-
UL1 besitzen die Besonderheit, dass sie die soweit ich weiß einzigen starren Gelenkhandschellen sind. Das bedeutet: transportiert werden sie im eingeklappten Zustand, sobald man sie dann 180 Grad auseinander klappt, rastet das Gelenk ein und sie werden zur starren Handschelle (Rigid Cuff). Man muss dann den Schlüssel im Gelenk-Schlüsselloch (somit haben sie insgesamt drei Schlüssellöcher) drehen, um den Starre-Zustand wieder aufzuheben. Diese Handschellen aus teilweise kunststoffummantelten Stahl wurden der Nachfolger der immer starren Hiatt 2103 Speedcuffs bei der Englischen Polizei. Und es ist fast schon überflüssig zu erwähnen, dass man die UL1 ebenfalls via Schlüsseldorn sicher arretieren kann.

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Modell: Type E Patrol
Hersteller: TKS
Land: Großbritannien (England)
Gewicht: 200 g
Preis: EUR 60,- bis 80,-
Englische Leichtmetallhandschellen (Alu, auch die Bügel) aus den 1980er Jahren Ursprünglich wurden sie von "LaTrobe" hergestellt, doch die neueren mit "TKS" beschrifteten Versionen stammen von "Toye, Kenning & Spencer". Dieses Handschellenmodell verfügt nicht nur über einen ungewöhnlichen Schlüssel, sondern auch über einen extravaganten Double-Lock-Mechanismus (ich dachte deswegen zuerst, mein Exemplar sei defekt). Um die Cuffs zu arretieren muss man den Bolzen unten an der Seite reindrücken. Dieser bewegt sich aber nur, wenn man gleichzeitig an der Kette zieht. Das Endarretieren funktioniert adäquat. Es gibt dieses Handschellenmodell in zwei Versionen. Version 1 (kleines Bild) ist seltener als Version 2 (oben im großen Bild - Klick auf das kleine). Sie unterscheiden sich dadurch, dass man bei Version 2 einen kleinen Block neben dem Arretierungs-Bolzen angebracht hat, um die Gefahr, dass sich der Double-Lock schon versehentlich beim Tragen aktiviert, zu minimieren.

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Modell: 1K52 Escord
Hersteller: Chubb
Land: Großbritannien (England)
Gewicht: 700 g (mit Einsätzen + 50 g)
Preis: EUR 250,- bis 300,-
Die Chubb Escord, welche erstmals 1966 auf den Markt kamen, sind wohl mit die sichersten Handschellen, die jemals hergestellt wurden - man achte nur mal auf den Schlüssel, der übrigens bei geöffneter Schelle nicht abgezogen werden kann! Der Bügel, dessen Gelenk im geschlossenen Zustand vollständig im Schellengehäuse verschwindet, hat lediglich drei Schließpositionen. Allerdings gibt es für diese Handschellen auch noch drei verschieden große Verkleinerungseinsätze (ich besitze einen), so dass auch Leute mit sehr schmalen Handgelenken nicht rausschlüpfen können. Auf dem kleinen Bild und unten auf dem großen (Klick auf das kleine) sieht man eine ältere Version aus der Zeit vor 1985, da sie noch nicht mit dem Herstellernamen versehen ist. Hier enthält das Chubb-Schloss noch 10 Scheiben, während es auf der neueren Version (großes Bild oben) nur noch neun hat. Entsprechend ist der Schlosskörber aus Aluminium ein wenig schmaler und das Schloss selbst ist ca. 6mm nach innen versetzt. Diese Version wird seit 1987 gebaut. Übrigens stammt das Patent für dieses Modell ursprünglich aus Finnland.

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Modell: 1K70 Detainer
Hersteller: Chubb
Land: Großbritannien (England)
Gewicht: 700 g
Preis: EUR 140,- bis 160,-
1987 brachte Chubb diese Handschellen mit Durchschlag raus, die man manchmal auch unter der Bezeichnung "Arrest" sieht. Sie benötigen einen speziellen Schlüssel und lassen sich nicht mit Standard-Handschellenschlüsseln öffnen. Die meisten dieser Schlüssel sind identisch, allerdings wurden auch ein paar wenige Modelle mit Spezialschlüsseln hergestellt. Man kann die Hnadschellen – ähnlich den neuen "Deutsche Polizei" oder auch Naht Modellen) schnell über einen kleinen Hebel an der Rückseite arretieren. Die Arretierung lässt sich dann aber nur noch mit dem Schlüssel wieder aufheben. Die Fesseln bestehen bis auf Bügel und Kette aus Aluminium.


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